Gesellenbrief Koch

Wie ist es eigentlich dazu gekommen?

Wie ich auf die Idee gekommen bin, eine Ausbildung zum Koch anzufangen, kann ich heute gar nicht mehr so richtig erinnern. Aber ich glaube, meine Mutter und Ihre sagenhaften Kochkünste haben damals eine große Rolle gespielt. Außerdem wurde dem Essen bei uns zu Hause immer große Aufmerksamkeit geschenkt. Ich kann mich nicht an eine einzige Mahlzeit erinnern, die ich alleine eingenommen habe als Kind. Immer haben wir zusammen gegessen und so war jedes Essen eine gesellige und angenehme Erfahrung für mich.

Gastronomie als Leidenschaft!

Auch haben mich die guten Restaurants und Ihre Küchen schon immer begeistert. Das Ambiente, die Atmosphäre und das perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Service und Küche, welches jeden Besuch unvergessen und den kulinarischen Genuss noch lange nachhallen lässt, begeistern mich noch heute. Außerdem hatte ich schon immer große Lust, neue Gewürze, Lebensmittel und Rezepte kennenzulernen. Es ist noch heute eine meiner großen Leidenschaften im Ausland über Wochen- und Großmärkte zu schlendern und lokale kulinarische Neuigkeiten zu entdecken. Kochbücher zu kaufen und in Geschäften nach diversen Küchenutensilien zu stöbern. Wahrscheinlich war es diese tief in mir verwurzelte Lust an Genus und Geschmack, die mich einen der schönsten Berufe, die es wohl gibt hat erlernen lassen.

Romantik Hotel Schwan und der Rheingau

Die 1628 in Oestrich/Winkel im Rheingau erbaute Herberge und spätere Romantik Hotel Schwan war eine ideale Adresse, diesen Beruf zu erlernen. Zwar musste ich mich erst an den rauhen Ton, der wohl in allen Küchen herrscht, gewöhnen, doch dann begann eine fantastische Reise durch sämtliche Küchen dieser Erde. Mein damaliger Küchenchef, der mir teilweise auch in der Berufsschule in Geisenheim den Praxisunterricht erteilte, hat mir die Tür in eine gastronomische Welt geöffnet, die ich vorher so nicht kannte.

Hotel Schwan

 

Romantik Hotel Schwan

Servicezeit im Schwan
Mein erster Tag im Restaurant-Service

„Was man lernen muss, um es zu tun, lernt man, indem man es tut.“

Aristoteles
 
Ich habe keine Ahnung, ob dieses Zitat im Schwan bekannt war oder ob einfach nach dieser Maxime verfahren wurde, weil es sinnvoll ist. Um die die Abläufe in einem Hotel zu verstehen und kennenzulernen, durchlief ich alle Stationen im Restaurant und Hotelbetrieb. Mein sehr auf die Küche und meine Kollegen fokussierter Blick hat sich dadurch sehr schnell verändert und ich begriff schon bald, dass es wesentlich mehr braucht als nur eine gute Küche, um einen Betrieb wie das Romantik Hotel Schwan zu einem funktionierenden und profitablen Unternehmen zu machen.

Traum von einem weiten Land!

Während meiner Ausbildung im Rheingau habe ich oft Lammrücken der Firma Richmond Ltd. aus Neuseeland ausgelöst und verarbeitet. Damals habe ich Lammfleisch aus Neuseeland kennen und schätzen gelernt. Der Geschmack und die Qualität waren fantastisch. Und natürlich habe ich mich beim lesen der Etiketten, die die Herkunft des Lamms verrieten, auf die grünen und saftigen Wiesen Neuseelands geträumt. Jahre später hatte ich noch einen viel intensiveren Kontakt mit den Produkten dieser Firma und ein Traum ging in Erfüllung! 

Eine Tür geht zu, eine andere öffnet sich!

Kurz vor Ende meiner Ausbildung bemerkte ich, das die Haut meiner Hände zunehmend trockner und rauer wurde. Versuche, meine Hände mit speziellen Cremes zu pflegen und mit pH-neutralen Seifen zu waschen, zeigten nicht die erhofften Resultate. Ein Dermatologe kam schließlich zu der Diagnose, dass meine Haut eine pH-Schwäche aufweist, was bei andauerndem Kontakt mit feuchten Lebensmitteln zu einem aufplatzen der Haut führt. Meine teils blutigen Fingerkuppen zwangen mich, mit dem Kochen aufzuhören. Als Koch konnte ich so nicht weiter arbeiten.

Den ersten Schock verdaut und das Ausmaß, erst einmal begriffen, ging es auch schon weiter. Gespräche mit Berufsgenossenschaft und meiner Krankenkasse gingen einem ärztlichen Gutachten voraus. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich für eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann entschlossen. Diese Kombination hat sich später sehr bewehrt. Und eine neue Tür geöffnet. 

Einen Eintopf zu kochen ist wie ein Kurzurlaub! Eine Auszeit für die Seele!

Die Lust am Kochen habe ich nie verloren. Kochen entspannt mich, ich mag es für meine Familie und Freunde zu kochen. Auch wenn es meist nicht mehr so extravagant ist wie zu meiner aktiven Zeit. Das Kochen entspannt mich! Besonders in der Natur, in meinem Garten liebe ich es zu grillen, zu smoken oder meinem Dutch Oven auf dem offenen Feuer zuzusehen, wie meine Eintöpfe oder Stews langsam gar werden. Gemeinsam essen verbindet Menschen. Beruflich habe ich sowohl bei Lieferanten als auch bei Kunden oft erlebt, wie sich beim gemeinsamen Essen gute Gespräche entwickelten, man sich dabei sehr gut kennengelernt hat, Probleme gemeinsam viel angenehmer lösen konnte und die Beziehungen danach viel entspannter wurden.

Das "Café September" in Hamburg!